Spätestens bei der Auszahlung einer abgeschlossenen Lebensversicherung stellt sich die Frage, wie man seine Altersvorsorge gestaltet. Umfrageergebnisse belegen, dass viele auf Grundlage falsch eingeschätzter Rentendauer und Lebenserwartung eine Entscheidung treffen.
Wer eine Lebensversicherung abgeschlossen hat, hat oftmals die Option, sich die Versicherungsleistung nach Ablauf des Vertrages als Kapitalsumme oder auch als dauerhafte Rente auszahlen lassen. Eine wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass viele eine einmalige Kapitalauszahlung bevorzugen, weil sie ihre Lebenserwartung falsch einschätzen.
Bei vielen Lebens- oder Rentenversicherungen gibt es am Ende der Laufzeit die Option, das bis dahin angesparte Kapital, also die Versicherungsleistung, als einmalige Kapitalsumme oder als lebenslange private Rente auszahlen zu lassen. Auch wer zum Beispiel eine Einmalauszahlung erhält oder einen größeren Geldbetrag erbt, kann das Geld im Rahmen einer sofort oder auch später beginnenden Rentenversicherung verrenten lassen und sich so eine lebenslange Rente sichern. Viele fragen sich daher, welche Variante sie wählen sollten, wenn die Auszahlung eines angesparten Geldes ansteht.
Ist es sinnvoller, mit der Einmalzahlung selbst zu versuchen, bis zum Lebensende über die Runden zu kommen, oder ist es besser, sich im Kollektiv mithilfe einer lebenslangen Rentenversicherung beziehungsweise Verrentung des Kapitals abzusichern? Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) hat dazu eine wissenschaftliche Studie vom Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften (Ifa) erstellen lassen. Zudem gab es zum Thema eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Forsa für den GDV.
Ein Großteil bevorzugt die einmalige Auszahlung des Kapitals
Bei der Forsa-Umfrage wurden 1.008 Personen im Erwerbstätigenalter gefragt, was sie mit angesparten 50.000 Euro im Alter machen würden, wenn sie das Geld als Einmalzahlung oder als lebenslange Rente in Höhe von monatlich 200 Euro bekommen könnten. Zwei Drittel entschieden sich für die Einmalzahlung und ein Drittel für die lebenslange garantierte monatliche Rente. Rund ein Drittel derer, die die Einmalzahlung bevorzugen, würden das Geld für Reisen und größere Anschaffungen nutzen.
Ein Ergebnis der von der Versicherungswirtschaft in Auftrag gegebenen Studie des Ifa war, dass eine Verrentung des Kapitals zwar bedarfsgerecht, aber dennoch bei den Bürgern unbeliebt ist.
Laut der Ifa-Studie „kommt die große Mehrheit der wissenschaftlichen Arbeiten zu dem Schluss, dass eine zumindest teilweise Verrentung des angesparten Vermögens für die meisten Menschen optimal ist“. Denn laut den Experten sind bei einer Verrentung im Gegensatz zu einem Entnahmeplan bei einer anderen Geldanlage die Einkünfte bis zum Lebensende garantiert, was einen gleichbleibenden Lebensstandard bis ins hohe Alter absichert.
Viele gehen von einer zu niedrigen Lebenserwartung aus
Ein Hauptgrund für die Fehlentscheidung bei der Wahl zwischen Kapitalauszahlung und Verrentung sehen Experten darin, dass viele ihr „finanzielles Langlebigkeitsrisiko“ falsch einschätzen und deswegen eine Einmalzahlung bevorzugen. Studienautor Professor Dr. Jochen Ruß vom Ifa erläutert dies wie folgt: „Das Risiko, länger zu leben, als das angesparte Geld reicht, ist eines der am meisten unterschätzen finanziellen Risiken.“ Kurz gefasst brachte er das Problem einer solchen Fehlentscheidung wie folgt auf den Punkt: „Mein Geld ist schon weg, aber ich bin noch da.“
„Viele denken bei der Lebenserwartung an ihre eigenen Eltern oder Großeltern und ziehen daraus Rückschlüsse für ihren eigenen Lebenshorizont“, so Dr. Peter Schwark, ein Geschäftsführungs-Mitglied des GDV. Tatsächlich steigt jedoch die Lebenserwartung von Generation zu Generation stark an. „Ein im Jahr 1990 geborener Mann werde im Durchschnitt neun Jahre älter als ein 1960 geborener. Frauen hätten im selben Zeitraum um sieben Jahre zugelegt“, wie der GDV verdeutlicht.
Laut Forsa planen zwar etwa 60 Prozent der Bürger, dass ihr Alterseinkommen mindestens zu 80 Prozent aus einer fixen Rente bestehen soll. Etwa sechs von zehn Umfrageteilnehmer glauben jedoch, dass, wenn sie das Geld einer Lebensversicherung auf eigene Faust anlegen würden, sie bessergestellt wären als bei einer Verrentung des gleichen Kapitals. Angesichts der Niedrigzinsphase mit Guthabenzinsen bei Banken von 0,010 Prozent sei dies jedoch ein ehrgeiziges Unterfangen, wie Dr. Peter Schwark betont.
Die Vorteile einer Verrentung
Der GDV verdeutlicht, warum eine Verrentung oftmals sinnvoller ist als eine individuelle Geldanlage mit einem Entnahmeplan: „Der Ausgleichsmechanismus innerhalb der Versicherten-Gemeinschaft ermöglicht in der privaten Rentenversicherung Rentenhöhen, die vergleichbar sind mit denen eines Entnahmeplans, der auf die durchschnittliche Lebenserwartung kalkuliert ist. Anders als bei einem individuellen Entnahmeplan zahlt die private Rentenversicherung im Falle eines langen Lebens aber auch weit über die durchschnittliche Lebenserwartung hinaus.“
Übrigens: In einigen privaten Rentenversicherungs-Policen ist neben der Verrentung eines Kapitals auch eine Hinterbliebenen-Absicherung möglich.
Wird beispielsweise eine Rentengarantiezeit vereinbart, wird die Rente nicht nur bis zum Tod des Versicherten, also lebenslang, sondern mindestens bis zu einem festgelegten Zeitpunkt ausbezahlt. Stirbt der Versicherte noch vor Beginn der Rentenauszahlung, wird je nach Vereinbarung das bis zum Tod angesparte Kapital an die Angehörigen ausgezahlt.
Ohne Zusatzrente ist der Lebensstandard in Gefahr
Inwieweit eine Verrentung oder eine Einmalzahlung einer auszahlbaren Lebensversicherung sinnvoll ist, hängt von diversen individuellen Faktoren ab. Wer beispielsweise bereits ausreichend für sein Alter vorgesorgt oder entsprechende dauerhafte Einkünfte bis zum Lebensende, zum Beispiel aus einer separaten Altersvorsorgelösung und/oder aus Vermietung und Verpachtung hat, für den kann eine Kapitalauszahlung sinnvoller sein.
Wer im Alter bisher nur oder zum größten Teil die gesetzliche Altersrente als Einkommensquelle vorgesehen hat, sollte besser über eine Verrentung des Kapitals aus einer bestehenden Lebensversicherung nachdenken. Denn selbst wer 45 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlte und in der Zeit so viel verdiente, wie ein gesetzlich Rentenversicherter im Durchschnitt (aktuell fast 37.900 Euro brutto im Jahr), erhält weniger als die Hälfte seines bisherigen Einkommens als gesetzliche Altersrente.
Für viele wäre damit ohne eine zusätzliche Altersvorsorge der bisherige Lebensstandard im Alter nicht zu halten. Ob im individuellen Fall nach Ablauf einer bestehenden Lebensversicherung das Kapital einmalig ausbezahlt oder verrentet werden soll, lässt sich bei einem Beratungsgespräch mit einem Versicherungsfachmann klären.
Quelle: (verpd)