Jährlich werden die Schadenanzahl und -höhe von Verkehrsunfällen je Zulassungsbezirk analysiert und die jeweiligen Kfz-Versicherungsprämien entsprechend angepasst. Einige Autofahrer dürfen sich auf günstigere Prämien freuen, andere müssen mehr zahlen.

Mit der Veröffentlichung der aktuellen Regionalklassen-Statistik hat der Versichererverband bekannt gegeben, welche regionalen Tarifumstellungen auf die Autofahrer zukommen. Da die Klassengrenzen angepasst wurden, werden deutlich mehr Bezirke umgestuft als in den Vorjahren. Allein in der Kfz-Haftpflichtversicherung wird sich für rund zwei Drittel der Zulassungsbezirke jeweils die Regionalklasse ändern. Dadurch kann die Versicherungsprämie für die dort zugelassenen Pkws günstiger oder auch teurer werden.

Vor Kurzem hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) – wie jedes Jahr im Spätsommer – seine neue Regionalklassen-Statistik veröffentlicht. Basis für die Einstufung ist ein versicherungs-mathematisch berechneter Indexwert, der die Schadenbilanzen für die 412 Zulassungsbezirke in Deutschland wiedergibt.

Ein unabhängiger Treuhänder überprüft dafür jedes Jahr die Schadenanzahl und -höhe der Kfz-Haftpflicht- und -Kaskoschäden in den regionalen Zulassungsbezirken im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Ist die Schadenbilanz je Region besser oder schlechter als im Vorjahr, erfolgt eine Neueinstufung in die zwölf Regionalklassen der Kfz-Haftpflicht-, 16 Regionalklassen der Teilkasko- und neun Regionalklassen der Vollkaskoversicherung.

Diese Einstufung ist für Kfz-Versicherer unverbindlich und kann für die Berechnung der Versicherungsprämie ab sofort für Neuverträge oder ab der nächsten Hauptfälligkeit, in der Regel der 1. Januar des Folgejahres, für bestehende Kfz-Verträge berücksichtigt werden.

Anpassung der Regionalklassengrenzen

Die Regionalklassen werden laut GDV unter anderem vom Fahrverhalten der Autofahrer, von der Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge und den örtlichen Straßenverhältnissen beeinflusst. Dabei sind im Bereich Kfz-Haftpflicht nach Verbandsangaben die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich.

Im Bereich Kasko werden darüber hinaus örtliche Besonderheiten wie etwa Diebstahlhäufigkeit, Sturm- und Hagelschäden oder die Anzahl der Wildunfälle berücksichtigt. Entscheidend ist dabei laut GDV nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.

Wie der GDV mitteilte, haben die Verbandsstatistiker aktuell auch die Regionalklassen neu sortiert. Zum Hintergrund erläutert GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen: „Die Regionalklassen sollen das Risiko jedes Bezirks gerecht abbilden, also Gleiches gleich und Ungleiches ungleich behandeln“.

Um in den Regionalklassen Bezirke mit möglichst ähnlichen Schadenbilanzen zu bündeln, werden die Klassengrenzen nach Verbandsangaben regelmäßig überprüft und bei Bedarf angepasst. Dies sei nun nötig geworden, „weil zuletzt viele Bezirke mit unterschiedlichen Schadenbilanzen in die niedrigsten und höchsten Regionalklassen eingestuft waren“.

Änderungen bei der Einstufung

An einem Beispiel erläutert der GDV das Vorgehen folgendermaßen: „Für die niedrigste Regionalklasse der Kfz-Haftpflichtversicherung (Regionalklasse 1) muss die Schadenbilanz eines Bezirks jetzt fast 22 Prozent statt rund 15 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen.

Dadurch erreichen nur noch 24 statt 55 Bezirke die niedrigste Regionalklasse. Die zwei niedrigsten Indexwerte weisen die Zulassungsbezirke Elbe Elster (30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt) und Ludwigslust-Parchim (29 Prozent unter dem Durchschnitt) auf.

Am anderen Ende der Skala beginnt die höchste Einstufung (Regionalklasse 12) nicht mehr ab 20 Prozent, sondern erst ab rund 30 Prozent über dem Schnitt. Dadurch werden nicht mehr 19 Bezirke, sondern nur noch Offenbach (34 Prozent über dem Durchschnitt) und Berlin (39 Prozent über dem Durchschnitt) in die höchste Regionalklasse eingestuft. Bezirke mit einer durchschnittlichen Schadenbilanz haben in der Kfz-Haftpflichtversicherung weiterhin die Regionalklasse 6.“

In 244 Zulassungsbezirken hat sich nichts geändert

Im Rahmen der Veröffentlichung der Regionalklassen-Statistik kommunizierte der Versichererverband – anders als in den Vorjahren – nicht die konkreten Umstufungen der Zulassungsbezirke. Der GDV informierte vielmehr darüber, dass die Risikobewertung in der Kfz-Haftpflicht für 244 Bezirke mit 26,8 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherten nahezu unverändert geblieben sei.

Gemeint ist damit, dass sich die oben erwähnte Schadenbilanz (Schadenindex) nicht um mehr als 2,5 Prozent nach oben oder unten verändert hat. Abweichungen um mehr als 2,5 Prozent beim Schadenindex gab es somit für 168 der bundesweit 412 Zulassungsbezirke.

In 101 Bezirken mit etwa 10,1 Millionen Pkw-Haltern stieg der Indexwert nach Verbandsangaben um mehr als 2,5 Prozent an. In 67 Bezirken mit circa 5,5 Millionen Autobesitzer sank der Schadenindex um mehr als 2,5 Prozent.

Dies ist allerdings nicht mit der Umstufung in eine höhere oder niedrigere Regionalklasse gleichzusetzen. Beispiel Wolfsburg: Der Schadensindex sank von 97,36 auf 94,06 Zähler (minus 3,4 Prozent) – dennoch bleibt es bei der Einstufung in Regionalklasse 5. Weiteres Beispiel: In Kitzingen sank der Index von auf 93,40 auf 90,82 (minus 2,8 Prozent). Der Bezirk wird künftig aber mit Regionalklasse vier eine Stufe schlechter eingruppiert.

Kfz-Haftpflicht: 274 Bezirke werden umgestuft

Tatsächlich in eine neue Regionalklasse (Kfz-Haftpflicht) eingestuft – vor allem wegen der neuen Klassengrenzen – wurde mit 274 die große Mehrheit der Zulassungsbezirke. Nur für 138 Bezirke bleibt alles beim Alten. Dabei ging es für 171 Zulassungsbezirke in eine schlechtere (höhere) und für 103 Bezirke in eine bessere (niedrigere) Regionalklasse.

Um jeweils zwei Klassen besser eingruppiert sind Düsseldorf, Frankfurt/Main, Fürth und Kempten/Allgäu (künftig jeweils Regionalklasse 10) und Ulm (Regionalklasse 9). Das gleiche gilt für Erding, Fürstenfeldbruck, Neumarkt/Oberpfalz und Wetzlar (jeweils Regionalklasse 8), Baden-Baden (Regionalklasse 7) sowie Kelheim (Regionalklasse 6).

Um drei Klassen schlechter eingestuft wurde Holzminden (künftig Regionalklasse 5). Um jeweils zwei Stufen schlechter eingruppiert werden insgesamt 32 Zulassungsbezirke.

Kfz-Haftpflicht: Die Bezirke mit den höchsten/ niedrigsten Indexwerten

In den Top Fünf mit den niedrigsten Indexwerten – alle Regionalklasse 1 – finden sich die gleichen Zulassungsbezirke wieder wie für 2022 – allerdings in anderer Reihenfolge. An der Spitze liegt nun der Kreis Elbe-Elster (von vier auf eins).

Dahinter folgen Ludwigslust-Parchim (weiterhin an zweiter Stelle) und Prignitz (von eins auf drei). An vierter (2022: dritter) Position folgt der Bezirk Mecklenburgische Seenplatte vor Ostprignitz-Ruppin (erneut auf Platz fünf).

Der höchste Indexwert (Regionalklasse 12) steht nach wie vor für Berlin zu Buche. Dahinter folgen erneut Offenbach, Kassel und Wiesbaden vor neuerdings der Hansestadt Hamburg. Die drei letztgenannten Bezirke finden sich künftig in Regionalklasse elf wieder.

Kaum Verbesserungen in Vollkasko

In der Regionalklassen-Einstufung der Vollkaskoversicherung gibt es für mehr als die Hälfte der Zulassungsbezirke (246) keine Umstufungen. 159 Bezirke werden schlechter eingruppiert, wobei sich nur Euskirchen (künftig in Regionalklasse 5) und Rosenheim (Regionalklasse 8) um zwei Stufen verschlechterten.

Sieben Bezirke verbesserten sich um jeweils eine Klasse. Zu dieser Gruppe gehören die Zulassungsbezirke Lippe, Mainz-Bingen, Oberspreewald-Lausitz und Wilhelmshaven (künftig jeweils Regionalklasse 1), Kaiserslautern (Regionalklasse 2) sowie Neustadt/Weinstraße und Wetzlar (jeweils Regionalklasse 4).

Die höchste Schadenbilanz in Vollkasko (Regionalklasse 9) erreicht laut den GDV-Daten erneut Garmisch-Patenkirchen. Ebenfalls weiterhin in die höchste Vollkasko-Regionalklasse eingruppiert werden die Bezirke Ostallgäu und Berlin.

Auf den niedrigsten Indexwert in Vollkasko (Regionalklasse 1) kommt ein weiteres Mal Wesermarsch in Brake. Dahinter folgen Emden (von Rang fünf auf zwei), Ammerland (von Rang zwei auf drei), Leer (von Rang drei auf vier) und als Neueinsteiger in die Top Fünf Paderborn. 29 weitere Bezirke werden ebenfalls in die niedrigste Regionalklasse 1 eingestuft.

Vergleichsweise viele Verschlechterungen in Teilkasko

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in der Regionalklassen-Einstufung für die Teilkaskoversicherung. Hier bleibt für 202 Zulassungsbezirke alles beim Alten. 30 Bezirke werden um eine Klasse besser eingruppiert. Für die verbleibenden 180 Zulassungsbezirke verschlechtert sich die Regionalklasse, wobei 57 Bezirke um zwei Stufen und 15 Bezirke sogar um drei Klassen höher eingestuft werden.

Unter den neun Bezirken mit Teilkasko-Regionalklasse 1 kommt erneut Bamberg vor Erlangen auf den niedrigsten Indexwert. Von fünf auf drei nach oben geht es für Göttingen, von drei auf vier nach unten für Münster/Westfalen. Dahinter folgt Frankenthal/Pfalz als neues Mitglied der Top Fünf.

Am schlechtesten schneiden die Zulassungsbezirke Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Rottal/Inn und Passau (Land) ab. Alle vier finden sich in der höchsten Regionalklasse 16 wieder.

Regionalklassenabfrage im Internet

Die Einstufungen aller Bezirke in die Regionalklassen können im Webportal des GDV abgefragt werden. Wer bereits eine Versicherung für sein Auto hat, der wird automatisch vom Kfz-Versicherer informiert, wenn sein Vertrag von einer Änderung der Regionalklasse(n) betroffen ist.

Wie der GDV erläutert, „lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen“, da es noch diverse weitere Tarifmerkmale gibt, die hierbei eine Rolle spielen können. Diese können sich von Versicherer zu Versicherer zum Teil erheblich unterscheiden.

Quelle: (verpd)

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